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MELVIN EDWARDS

31. August 2024 – 12. Januar 2025

Bezugnehmend auf Fragestellungen, Konzepte und Praktiken der Moderne, aber dennoch eindeutig in der Gegenwart verhaftet, erarbeitet Melvin Edwards seit den frühen 1960er Jahren ein Œuvre, das durch eine große Eigenständigkeit und Stringenz besticht. Einen wesentlichen Schaffensstrang des 1937 in Houston geborenen afroamerikanischen Künstlers bilden die seit 1963 entstehenden Werke der Serie Lynch Fragment. Für diese verschweißt er Objekte aus Altmetall, etwa Ketten, Federn, Scheren, Haken, Eisenbahnspitzen oder Hammer, zu kleinformatigen, reliefartigen Wandarbeiten. Trotz ihrer Abstraktion verweisen die Werke auf greifbare Bezugspunkte. Die Lynch Fragments evozieren Gedanken, Gefühle und Bilder, die unmittelbar mit dem historischen Kontext der Vereinigten Staaten von Amerika verbunden sind, aus dem die Bürgerrechtsbewegung der 1950er und 1960er Jahre sowie die Aufhebung der Rassentrennung erwuchs. Die Wandarbeiten können insofern als klarer Ausdruck eines gesellschaftspolitischen und kulturellen Bewusstseins sowie eines damit einhergehenden Protests gelesen werden, den Edwards im Zuge zahlreicher Reisen auch im Zusammenhang mit Afrika und Südamerika formuliert und der in der Jetztzeit noch nicht an Dringlichkeit verloren hat. Er prägt mit gleicher Intensität auch die sonstigen Werke Edwards‘, zu denen unter anderen monumentale Skulpturen, raumgreifende Installationen aus Stacheldraht sowie Papierarbeiten vielfältiger Ausprägung zählen.

Die Schau im Fridericianum markiert die erste umfangreiche institutionelle Einzelausstellung Edwards‘ in Europa. Sie knüpft an Präsentationen des Künstlers beispielsweise im Nasher Sculpture Center in Dallas (2015), im Zimmerli Art Museum in New Brunswick (2015), im Columbus Museum of Art (2016), im Museu de Arte de São Paulo (2018) sowie in der Dia:Beacon in New York (2022) an. Zudem ruft die Schau in Kassel Edwards‘ Beteiligung an den Ausstellungen All the World‘s Futures im Rahmen der Biennale von Venedig (2015) und Postwar: Art Between the Pacific and the Atlantic, 1945–1965 im Haus der Kunst in München (2016) ins Gedächtnis, die von Okwui Enwezor kuratiert wurden.

Mit großzügiger Unterstützung der Stiftung Stark für Gegenwartskunst und der Hessischen Kulturstiftung.