Mittwoch, 13.11.2024, 18.30 – 20 Uhr
Screening und Gespräch
Das DokfestForum findet in Kooperation mit dem Fridericianum statt und lenkt den Fokus auf die Schnittmenge von Film, Dokumentation und bildender Kunst. An zwei aufeinanderfolgenden Abenden werden ausgewählte Filme von Klara Hobza und Eli Cortiñas präsentiert. Im Anschluss an die Vorführungen werden in Gesprächen mit den Künstlerinnen die filmischen Strategien sowie das Verhältnis zum jeweiligen Schaffen diskutiert.
In ihrem kürzlich veröffentlichten Film On Slaughter (2023, 16 Min.), begleitet Klara Hobza Markus, einen Farmer in den entlegenen Wäldern Schwedens, beim Schlachten zweier Schafe. Während des Schlachtens gibt Markus einen tiefen Einblick in seine persönlichen Erfahrungen, Fertigkeiten und Kenntnisse über ein Leben mit und von der Landwirtschaft. Er reflektiert Erinnerung an das, was er von eigensinnigen alten Bauern und Menschen in der sibirischen Wildnis gelernt hat. On Slaughter ermöglicht den Betrachtenden ein tiefes Verständnis für Markus‘ bewusste Einstellung zu Tierhaltung – den Akt des Schlachtens inbegriffen – als wesentlichem Bestandteil eines gesunden Ökosystems.
Nach dem Filmscreening präsentiert Klara Hobza ihr darauffolgend erschienenes, gleichnamiges Buch, das die Tradition der Überlebensratgeber und -anleitungen zu erweitern versucht. Durch den Einsatz visueller Methoden der Naturstudiums und die anatomische Zeichnung lässt Hobza die subjektive und emotionale Erfahrung in das How-to-Format einfließen, die sie für das Überleben als ebenso wichtig einstuft, wie objektive, praktische Fähigkeiten. Die Künstlerin hebt die dem Thema Schlachten inhärente Schwere hervor, zugleich lässt sie Neugier und Faszination für den Prozess zu.
Auf die Buchpräsentation folgt ein Gespräch mit der Künstlerin, in welchem sie näher auf ihre künstlerischen Motive für die Produktion von On Slaughter eingeht, und die Anwesenden zur Diskussion über die durch das Projekt aufgezeigten, komplexen ethischen Fragen einlädt. Der Austausch könnte die moderne Distanziertheit von den Themen Tod und Fleischproduktion herausfordern und das Publikum mit den Realitäten des Lebens auf dem Land konfrontieren. Dazu gehören auch Fragen der individuellen emotionalen und moralischen Verflechtungen des Selbstverständnisses in dessen Beziehung zur Nahrungsmittel- und Konsumethik.
Auf die Frage, wie sich das Schlachten eines Tiers anfühlt, antwortet Markus: „Bei jeder Schlachtung denke ich, es ist etwas, hmm … es ist etwas … es ist ein Gefühl. Die Angst, das Tier zu töten oder so etwas, diese fühle ich irgendwie schon lange nicht mehr. Aber ich denke, dass der ganze Akt selbst mit dem Häuten und Öffnen des Körpers und dem Anblick der Innereien und … Ich denke, der ganze Akt – als Ganzes – ist auf merkwürdige Art und Weise schön.“
Film: On Slaughter, 16:37 Minuten.
Sprache Film und Gespräch: Englisch.
Moderation: Luise von Nobbe (Kuratorische Mitarbeit, Fridericianum).
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Mit einer Dokfest Festival Akkreditierung ist der Eintritt in Melvin Edwards‘ Ausstellung Some Bright Morning frei.
Der Film und das Buch On Slaughter wurden gefördert von der Stiftung Kunstfonds.