Ausstellungen
Lucas Arruda „Deserto-Modelo“
Ron Nagle „Euphoric Recall“
6. Juni bis 8. September 2019
Pressevorbesichtigung: Dienstag, 4. Juni 2019, 11.30 Uhr
Eröffnung: Mittwoch, 5. Juni 2019, 19 Uhr
Die Ausstellungen „Deserto-Modelo“ von Lucas Arruda und „Euphoric Recall“ von Ron Nagle markieren den Programmbeginn des neuen Fridericianum-Direktors Moritz Wesseler.
Mit Lucas Arruda und Ron Nagle werden zwei Künstler vorgestellt, die für sehr unterschiedliche Aspekte der gegenwärtigen Kunstproduktion stehen und sich zugleich in verschiedenen Phasen innerhalb der Entwicklung ihrer künstlerisch-gedanklichen Sprache befinden.
Während Arruda als Maler arbeitet, aus Südamerika stammt und mit Mitte dreißig bereits ein bemerkenswert klares Werk formuliert hat, das aktuell am Beginn der internationalen Wahrnehmung steht, betätigt sich Nagle als Plastiker, hat seine Wurzeln in Nordamerika und kann mit einem sechs Jahrzehnte umspannenden und konsistenten Werk als Meister seines Metiers angesehen werden. Dabei ist beiden Künstlern die leidenschaftlich-obsessive Konzentration auf ihre Themenfelder und Werkbereiche gemein, die die Basis für die Singularität ihres Schaffens bildet.
Auf die Präsentationen von Arruda und Nagle folgen im Oktober 2019 eine umfangreiche Werkschau der 1986 geborenen, mit zeitbasierten Medien und Skulptur arbeitenden Künstlerin Rachel Rose sowie im Februar 2020 die seit über dreißig Jahren größte europäische Ausstellung über das Schaffen des 1977 verstorbenen Malers Forrest Bess. Somit rückt Moritz Wesseler im Rahmen seiner Programmatik für das Fridericianum zum einen Künstlerinnen und Künstler in den Fokus, denen in Deutschland institutionell bislang noch keine Plattform geboten wurde, und bietet zum anderen die Möglichkeit, historische Positionen wiederzuentdecken, die lange Zeit keine Sichtbarkeit hatten, obwohl sie für die aktuellen Diskurse eine große Relevanz aufweisen.
Lucas Arruda „Deserto-Modelo“
Unter dem Titel „Deserto-Modelo“ präsentiert das Fridericianum die erste größere institutionelle Einzelausstellung des 1983 in São Paulo geborenen Künstlers Lucas Arruda.
Sein Schaffen umfasst Gemälde, Grafiken, Lichtinstallationen, Diaprojektionen und Filme. Es reflektiert die hingebungsvolle und intensive Auseinandersetzung mit einem breiten Themenspektrum, das vom konzeptuellen Rahmenwerk der Gattung Malerei bis hin zu den existenzialistischen Bedingungen des Lebens reicht.
Besonderes Augenmerk legt Arruda auf die Darstellung von Landschaften und Seestücken, wobei er in seinen Werken nie auf konkrete Orte Bezug nimmt. Es geht ihm vielmehr um das Festhalten der imaginären Bilder, die durch Gedanken und Erinnerungen an sie hervorgerufen werden, sowie um die Erforschung der damit verbundenen Lichtverhältnisse, Atmosphären und Emotionen. Dabei sind viele seiner Arbeiten von einer derartigen Abstraktion geprägt, dass der Landschaftsbezug lediglich durch die unterschiedlich präsenten Horizontlinien suggeriert wird. Unabhängig vom Grad ihrer Lesbarkeit bewirken seine visuellen Formulierungen einen Moment der Entschleunigung und Konzentration, der in den immer schneller werdenden Zeiten überrascht und mit eindringlicher, aber stiller Kraft auch die Frage aufwirft, welchen Rhythmen das Leben in einer globalisierten Welt folgt.
Ron Nagle „Euphoric Recall“
Seit mehr als sechs Jahrzehnten fertigt Ron Nagle Werke, die sich dadurch charakterisieren lassen, dass sie eine maximale Höhe von 20 cm aufweisen. Trotz ihrer geringen Größe haben die u. a. aus Keramik, Kunststoff, Glasurmitteln und Autolack gefertigten Arbeiten eine Präsenz und Wirkung, die beeindruckender kaum sein könnte. Sie begründet die einmalige Stellung von Nagles Schaffen innerhalb der Gattung Skulptur und ist das Resultat eines Zusammenspiels von ungewöhnlichen Formen, mannigfaltigen Farben und taktilen Oberflächen. So treffen organisch anmutende Volumina auf architektonische Elemente, stehen sich hell-leuchtende und dezent zurückgenommene Farben gegenüber und kontrastieren porös-raue und hochglänzende Oberflächen. Die Werke sind nicht nur ungemein frisch, gefühlvoll und raffiniert, sondern ebenso mysteriös und bisweilen surreal. Zudem verleiht Nagle seinen Arbeiten weitere Bedeutungsebenen, indem er ihnen ausgeklügelte Titel zuschreibt, die zumeist von Wortwitz und Humor durchdrungen sind.
Die Ausstellung von Nagle im Fridericianum ist die erste Einzelpräsentation des 1939 in San Francisco geborenen Künstlers in Deutschland. Anlässlich der Schau, die in Kooperation mit der Wiener Secession realisiert wird, erscheint ein Künstlerbuch.