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AUERBACH & DARBOVEN & KASSEL
Expert*innengespräch mit Prof. Dr. Dietmar Rübel
Hanne Darboven: Schreiben zwischen den Dingen

Donnerstag, 11.1.2024, 19 – 20 Uhr

Mit einer Einführung von Luise von Nobbe (Kuratorische Mitarbeiterin, Fridericianum) und Julius Lehmann (Wissenschaftlicher Mitarbeiter, documenta archiv)

Tauba Auerbachs Ausstellung TIDE beflügelt Gedankenspiele zum Werk der viermaligen documenta-Teilnehmerin Hanne Darboven. So erinnert etwa Auerbachs in Kassel ortsspezifisch inszenierte Werkgruppe Ligature Drawings(2016–) an Darbovens konzeptuelle Arbeiten auf Millimeterpapier wie das Kontrabasssolo, Opus 45 (1998–2000). Dabei handelt es sich um einen fast 4000 Blätter umfassenden Zyklus, der bei seiner Präsentation während der documenta 11 (2002) die gesamte Rotunde des Fridericianum umspannte.

Hanne Darboven (1941–2009) zählt zu den herausragenden Künstler*innen des 20. Jahrhunderts. Sie war eine aufmerksame Beobachterin ihrer Zeit sowie der historischen Entwicklung von Gesellschaft, Kultur, Politik und Wissenschaft. Gemeinsam mit befreundeten Künstler*innen begründete sie in den 1960er Jahren die Konzeptkunst. Dabei besteht ihr zentraler Anteil in der Entwicklung eigenständiger Methoden zur Darstellung von Zeit: Tage, Monate, Jahre oder gar ein Jahrhundert werden in ein scheinbar uferloses, jedoch rationales System aus Kalendarien, skripturalen Zeichnungen, musikalischen Notationen und Zahlenkolonnen überführt.

Im Mittelpunkt des Vortrags von Dietmar Rübel stehen die im Rahmen der documenta präsentierten Arbeiten, insbesondere das wenig bekannte filmische Schaffen der Künstlerin. Zudem widmet sich der Vortrag dem konkreten Ort der künstlerischen Praxis von Hanne Darboven: einem Komplex von Gebäuden im Süden Hamburgs. Von 1969 bis zu ihrem Lebensende 2009 wohnte die Künstlerin auf einem historischen Gehöft aus dem 17. Jahrhundert und erweiterte die bestehenden Gebäude durch An-, Um- und Erweiterungsbauten zu einem einzigartigen Ensemble. Die insgesamt fünf Häuser des Anwesens mit über 30 Räumen dienten als Wohn- und Arbeitsort, sie waren zugleich Lager für ihre ständig wachsende Sammlung und Präsentationsmöglichkeit für Kunstwerke.

Biografie
Prof. Dr. Dietmar Rübel arbeitet als Kunsthistoriker, Kurator und Autor. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte und Theorie der Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in München, zuvor war er von 2009 bis 2017 Professor für moderne und zeitgenössische Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Politologie sowie Literatur- und Filmwissenschaft in Hamburg und Zürich war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten von Hamburg und Marburg. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der modernen und zeitgenössischen Kunst, dem Verhältnis von Kunsttheorie und künstlerischer Praxis, auf Materialität und Dingen, Geschichte und Theorie der Skulptur, Subkultur, Film und Medienkunst sowie der Praxis und Theorie der Ausstellung. Darüber hinaus ist er als Ausstellungsmacher tätig und war u. a. Gastkurator am MAK in Wien, der Akademie der Künste und der Nationalgalerie zu Berlin, dem Museum für Gestaltung Zürich, dem Grünen Gewölbe in Dresden sowie an der Hamburger und Düsseldorfer Kunsthalle.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Sprache: Deutsch