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Trisha Baga: „Hope“

Dienstag, 3.11.2020 – Mittwoch, 4.11.2020, 19 – 6 Uhr

Unter dem Titel Hope illuminierte Trisha Baga am 3. November 2020 das Fridericianum in Kassel mit einer speziell für diesen Anlass produzierten Filmarbeit. Die Aktion war als Reflexion über die gegenwärtige Weltlage und insbesondere als Kommentar zu dem zeitgleich stattfindenden US-Wahltag angelegt. Dabei pocht die 1985 in Venice, Florida, geborene und heute in New York lebende Künstlerin mit Nachdruck auf Zuversicht für das Kommende, nimmt jedoch mit geschärftem Bewusstsein auf die global vorherrschenden Herausforderungen Bezug. Denn Hope, zu Deutsch „Hoffnung“, steht nicht allein für eine freudige Erwartungshaltung. Der Titel kann ebenso als Anspielung auf die Politikberaterin Hope Hicks gedeutet werden, die im Oktober 2020 positiv auf COVID-19 getestet wurde, bevor auch bei Präsident Donald Trump und seiner Ehefrau Melania ein Nachweis der Virusinfektion erfolgte.

Der rund 13-minütige Film, den Baga über eine ganze Reihe von leistungsstarken Projektoren in einer Endlosschleife auf die Fassade des Fridericianum projizierte, folgt keinem linearem Handlungsstrang. Ausgangspunkt bilden Sequenzen, in denen die Künstlerin bei der Gestaltung eines Tonmodells des Weißen Hauses zu sehen ist, das einer ähnlichen Architekturtradition wie das Fridericianum verpflichtet ist. Diesen Szenen stehen Aufnahmen gegenüber, die die stark deformierte Ruine des Bauwerks zeigen. Im weiteren Verlauf des Films werden diese zu einer Projektionsfläche, auf der regelmäßig verschiedene Bewegtbilder und Bildfetzen erscheinen. So leuchten in den Gebäuderesten Impressionen von Präsident Trumps Twitter-Account, Online-Nachrichten zur COVID-19-Pandemie, brennende Wälder, die Anfangspassage der US-amerikanischen Verfassung, mit Scheinwerfern ausgerüstete Höhlenforscher*innen oder Schnecken beim Liebesspiel auf. Immer wieder fährt zudem das helle Licht eines Scanners, das von den Geräuschen des Datenerfassungsgerätes begleitet wird, über die Oberfläche der Nachbildung des Amts- und Regierungssitzes.

Bagas Film ist durch ausgesprochen gegensätzliche Ereignisse, Aspekte und Stimmungen der Jetztzeit bestimmt, die sich in dem Werk zu einer neuen Einheit verbinden. Das Resultat ist eine nachwirkende Setzung, in der, wie bei der Mehrheit der Arbeiten der Künstlerin, die Grenzen zwischen Film, Malerei, Skulptur und Architektur, zwischen Kunstwerk und Umraum, aufgehoben sind. Mit der spezifischen Präsentationsform als weithin sichtbare Illumination unterstreicht Baga die Relevanz der Themen, aus der sich ein klarer Appell zur Hoffnung wie zum Handeln ableitet.

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